Gemeinsame Erklärung von SBK und RKZ betreffend Abstimmungsdebatte zur Konzernverantwortungsinitiative

Die öffentlichen Auseinandersetzungen um die Konzernverantwortungsinitiative wurden insbesondere in den letzten Wochen vor der Abstimmung am 29. November 2020 sehr hitzig und in teils scharfer Tonalität geführt. Das hat auf allen Seiten Verletzungen hinterlassen. Da verschiedenenorts auch kirchliche Akteure stark involviert waren und es diesbezüglich zu heftigen Reaktionen kam, sind die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) und die Römisch-Katholische Zentralkonferenz (RKZ) dabei, diese Situation aufzuarbeiten und daraus Schlüsse für die Zukunft zu ziehen.

Besonders getroffen und zu Recht empört hat viele ein auf dem Portal kath.ch publizierter historischer Rückgriff auf das Verhalten der Schweiz gegenüber Nazi-Deutschland, der die Ablehnung der Initiative mit dem Holocaust in Verbindung brachte. Die SBK und RKZ als Auftraggeberinnen des Medienzentrums von kath.ch bedauern diese Äusserung zutiefst, distanzieren sich entschieden davon und bitten um Entschuldigung.

Gleichzeitig, ohne jedoch damit die gemeinsame Verantwortung zu relativieren, halten wir fest, dass das von der SBK und der RKZ erlassene Rahmen- und Redaktionsstatut den Medienzentren im Rahmen ihres Grundauftrags redaktionelle Unabhängigkeit garantieren. Diese findet freilich ihre Grenzen dort, wo die Werte, für die die Kirche eintritt, durch die Kommunikationsarbeit selbst verletzt werden.

Die SBK und die RKZ stehen dafür ein, dass die Kirchen als gesellschaftliche Akteure auch in Zukunft ihre Kernanliegen öffentlich formulieren und in die politischen Debatten einbringen dürfen. Gleichzeitig betonen sie, dass in der Diskussion von kontroversen gesellschaftlichen und kirchlichen Fragen stets der nötige Anstand und gegenseitige Respekt zu wahren sind.

Freiburg und Luzern, den 4. Dezember 2020

Bischof Felix Gmür, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz
Renata Asal-Steger, Präsidentin der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz